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Dok. 20

Dok. 20: Brief der Synode von Antiochien des Jahres 325 an Alexander von Byzanz (Urk. 18)

Abschrift des Schreibens der Synode von Antiochien an Alexander, den Bischof des Neuen Rom.

1 Den Heiligen und Seelenverwandten, den geliebten Bruder und Mitdiener, Alexander, grüßen Ossius, Eustathius, Amphion, Bassianus, Zenobius, Piperius, Salamanes, Gregorius, Magnus, Petrus, Longinus, Manicius, Mocimus, Agapius, Macedonius, Paulus, Bassianus, Seleucus, Sopatrus, Antiochus, Macarius, Jacob, Hellanicus, Nicetas, Archelaus, Macrinus, Germanus, Anatolius, Zoïlus, Cyrillus, Paulinus, Aëtius, Mose, Eustathius, Alexander, Irenaius, Rabbula, Paulus, Lupus, Nicomachus, Philoxenus, Maximus, Marinus, Euphrantion, Tarcondimantus, Irenicus, Petrus, Pegasius, Eupsychius, Asclepius, Alpheius, Bassus, Gerontius, Hesychius, Avidius und Terentius im Herrn.

2 Da die katholische Kirche überall ein Leib ist, auch wenn es an verschiedenen Orten ein Zelt der Versammlung gibt, gleichsam als Glieder des ganzen Leibes, ist es folgerichtig, daß auch deiner Liebe diese Angelegenheiten bekannt werden, die sowohl von mir als auch von unseren heiligen, seelenverwandten Brüdern und Mitdienern verhandelt wie auch verabschiedet wurden, damit auch du, der du gleichsam im Geiste gegenwärtig bist, zugleich mit uns sprichst und uns dieses gebietest, was von uns dann als gesund und auch dem kirchlichen Gesetz gemäß festgesetzt und verabschiedet wurde.

3 Als ich zu der Kirche der Antiochener kam und sah, daß sie sehr verwirrt war vom Lolch in der Lehre und durch die Verwirrung von gewissen Leuten, schien es mir gut zu sein, daß nicht von mir allein, was solcher Art ist, exkommuniziert und verworfen werde, sondern daß es auch recht sei, unsere Seelenverwandten und die Amtsbrüder, besonders die in unserer Nachbarschaft, zu ermahnen wegen dieser für die Brüder drängenden und bedrückenden Angelegenheit, für die nämlich, die aus Palaestina, Arabia und Phoenice sind und aus Syria coelis, aus Cilicia und auch für einige von denen, die in Cappadocia sind, so daß wir in gemeinsamer Überlegung erkennen und prüfen und schließlich die Angelegenheiten, die die Kirche angehen, gemeinsam festlegen. Denn zugleich von vielen Gerechten wird jene Stadt bewohnt.

4 Da uns also die Güte Gottes allzumal versammelt hat in der Bleibe in Antiochien, fanden wir, als wir nachdachten und die gemeinsamen und nützlichen Dinge und, was der Kirche Gottes förderlich ist, behandelten, arge Verwirrung vor, besonders deswegen, weil das kirchliche Gesetz und seine Canones mittlerweile in vieler Hinsicht verdammt und verachtet wurden von gewissen Personen, die sich wie junge Leute gebärden, und so gänzlich zum Schweigen gebracht waren.

5 Weil es verhindert wurde, daß sich eine Bischofssynode in den Orten dieser Regionen versammelte, schien es gut, daß als erstes das untersucht würde, was mehr als alles Gute und mehr als alles Erhabene ist, vielmehr, was das ganze Geheimnis des Glaubens ist, der bei uns gilt. Ich spreche nämlich vom Erlöser von uns allen, dem Sohn des lebendigen Gottes.

6 Weil nämlich unser Bruder und Mitdiener, der ehrwürdige und geliebte Alexander, der Bischof von Alexandria, einige von den Presbytern, die zu Arius halten, aus der Kirche ausgeschlossen hat wegen der Beleidigung, die sie gegen unseren Erlöser geäußert haben, so daß auch in die Gemeinschaft einige von ihnen aufgenommen wurden, weil sie auch manche durch ihre gottlose Lehre zu täuschen in der Lage sind, schien es deshalb der heiligen Synode gut, daß dies zuerst untersucht werde, so daß, wenn so die Hauptsache der Geheimnisse bei uns bewahrt bliebe, auch diese übrigen Dinge, jedes einzelne für sich, behandelt werden könnten.

7 Und als wir uns nun gemeinsam in der Gegenwart auch von einigen redegewandten Brüdern wegen des kirchlichen Glaubens, den wir von den Schriften und von den Aposteln gelernt und von den Vätern empfangen haben, versammelt hatten, ließen wir das Wort ausgehen. Und auch das, was von Alexander, dem Bischof von Alexandrien, behandelt wurde gegen die, die zu Arius halten, haben wir ins Zentrum gestellt, damit, wenn einige dem entgegengesetzt die Lehre zu verkehren scheinen, diese auch in der Kirche fremd seien, damit sie nicht etwa, wenn sie in ihr blieben, einige der allzu Einfältigen hinwegrissen.

8 Der Glaube nun, der zuerst gleichsam von geistlichen Männern, von denen man weiterhin nicht denken sollte, daß sie im Fleische lebten oder sich berieten, sondern daß sie im Geiste die heiligen Schriften der Bibel inspiriert vom Geist meditiert haben, folgender: an einen Gott zu glauben, den Vater, den Allmächtigen, den Unbegreiflichen, Unveränderlichen, Unwandelbaren, den Fürsorger und All-Lenker, den Gerechten, den Guten, den Schöpfer des Himmels und der Erde und von allem, was darin ist, den Herrn des Gesetzes und der Propheten und des neuen Bundes,

9 und an den einen Herrn Jesus Christus, den einzigen Sohn, der gezeugt wurde nicht aus nichts, sondern vom Vater, nicht wie ein Geschöpf, sondern als wirklich Gezeugter. Er wurde aber gezeugt auf unsagbare und unaussprechliche Weise, weil es der Vater allein war, der ihn gezeugt hat, und der Sohn, der gezeugt wurde, es erkannt hat: »Denn niemand kennt den Vater, es sei denn der Sohn, noch den Sohn, es sei denn der Vater.« Er hat alle Zeit existiert und es stimmt nicht, daß er anfangs nicht existiert hat.

10 Denn daß er Bild sei, er allein, haben wir von den göttlichen Schriften gelernt. Nicht, daß er nicht gezeugt wäre - vom Vater versteht sich, nicht durch Setzung; denn es ist etwas Frevelhaftes und eine Beleidigung, das zu sagen -, sondern wirklich und wahrhaft nennen ihn die Schriften Sohn, der gezeugt ist, wie wir auch glauben, daß er unveränderlich und unwandelbar ist. Nicht aber glauben wir, daß er durch Willen oder durch Setzung gezeugt wurde oder gewesen ist, als ob er aus nichts zu existieren scheine, sondern daß es angemessen ist, daß er gezeugt wurde, und daß es also nicht statthaft ist, daß es verstanden werde gemäß der Gleichheit und der Natur und der Mischung von allem diesem, was durch ihn geworden ist,

11 sondern weil er alles Verstehen und Denken und Reden überschreitet, bekennen wir, daß er vom ungezeugten Vater gezeugt wurde, Gott-Wort, Licht-Wahrheit, Gerechtigkeit, Jesus der Christus, Herr von allem und Erlöser. Denn er ist Bild nicht aus dem Willen noch von etwas anderem, sondern aus eben der väterlichen Hypostase. Er aber ist der Sohn, das Gott-Wort. Auch ist er im Fleische von der Gottesgebärerin Maria geboren worden, hat Fleisch angezogen, gelitten, ist gestorben, auferstanden von den Toten und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt aber zur Rechten der erhabenen Majestät. Und er kommt, um die Lebenden und die Toten zu richten.

12 So wie er unser Erlöser ist, lehren die heiligen Schriften außerdem auch, an den einen Geist zu glauben, an die eine katholische Kirche, die Auferstehung der Toten und das Gericht der Vergeltung nach dem, was jemand im Leibe getan hat, sei es also Gutes oder Böses,

13 Dabei schließen wir die aus der Kirche aus, die über den Sohn Gottes sagen und glauben und verkündigen: »Geschöpf« oder »Geschaffenes« oder »Gemachtes« und nicht, daß er wahrhaft als »Gezeugter« existiert oder daß »es einmal war, daß er nicht existiert hat«. Denn wir, wir glauben, daß er existiert hat und daß er existiert und daß er Licht ist. Mit denen aber, die denken, daß er durch die Gnade des freien Willens unveränderlich ist, steht es wie mit denen, die die Zeugung aus nichts anführen und sagen, daß er nicht wie der Vater von Natur aus unwandelbar existiert. Denn als Abbild des Vaters nämlich, wie in allen anderen Dingen, so besonders auch hierin, wird unser Erlöser verkündigt.

14 Dieser Glaube also wurde festgelegt, und die ganze heilige Synode hat übereingestimmt und bekannt, daß dies die apostolische und erlösende Botschaft sei; und alle Mitdiener waren einer Meinung darüber. Allein Theodotus von Laodicea, Narcissus von Neronias und Eusebius von Caesarea in Palaestina erschienen jedoch wie Leute, die die Heiligen Schriften und die apostolischen Lehren vergaßen und die, obwohl sie mit viel Tücke versuchten, sich zu verhüllen und ihre Torheiten durch die Überredung mit Worten und nicht durch die Wahrheit zu verbergen, dennoch dem Entgegengesetztes einführten. Denn auch auf Grund der Tatsachen und dessen, was sie gefragt wurden und fragten, sind sie dessen überführt worden, daß auch bei ihnen diesselbe Auffassung wie die bei den Anhängern des Arius festzustellen ist und daß sie das Gegenteil von dem denken, was zuvor festgelegt wurde. Von nun an, da sie dabei blieben und sich nicht schämten vor der heiligen Synode, die darüber Mühe hatte und gekränkt war, urteilten wir alle, die Mitdiener, die in der Synode sind, daß wir mit diesen keine Gemeinschaft haben, und daß sie des Dienstes nicht würdig sind wegen ihres Glaubens, der der katholischen Kirche schädlich ist.

15 Und wie du weißt, haben wir dir deswegen geschrieben, damit auch du deine Seele bewahrst und dich hütest von der Gemeinschaft mit ihnen und davor, daß du an sie schreibst oder von ihnen Briefe der Gemeinschaft empfängst. Auch dies aber wisse, daß wir wegen der großen Menschenliebe der Synode diesen Leuten die große und heilige Synode in Ancyra als einen Ort zur Buße und zur Belehrung in der Wahrheit eingeräumt haben. Deshalb trage Sorge, daß du allen gleichgesinnten Brüdern dies sendest, damit auch sie erkennen können, was diese betrifft und wer die sind, die sich von der Kirche getrennt haben und nicht mit ihr übereinstimmen. Grüße alle Brüder, die mit euch sind und bei euch sind. Dich, Bruder, grüßen, die mit uns sind, im Herrn.

Ende des Briefs der Synode in Antiochien an Alexander, den Bischof des neuen Rom, das Konstantinopel ist.

Zuletzt geändert: 2015-04-07 Di 19:07 von annette.von.stockhausen@fau.de

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