Athanasius Werke IV
Athanasius Werke, Band IV: Pseudathanasiana
Der alexandrinische Bischof Athanasius († 373) gehört zu den prägenden Gestalten in der Kirchengeschichte des 4. Jahrhunderts. Als »Leuchte der Orthodoxie« im trinitarischen Streit rankten sich um seine Person schon bald zahlreiche Legenden. Seine Schriften erhielten nahezu kanonischen Rang. Durch seine Vita Antonii trug er entscheidend zur Popularisierung des Mönchtums bei.
Unter seinem Namen sind mehr als 200 Texte überliefert, die nach dem heutigen Stand der Forschung nicht von ihm verfaßt worden sind, wobei eine systematische Handschriftenrecherche bisher unidentifizierte und unedierte Texte zu Tage fördern kann. Sie gehören allen literarischen Gattungen der christlichen Literatur an und entstammen den verschiedenen Kulturen der griechisch-byzantinischen, lateinischen und christlich-orientalischen Welt der Spätantike und des Mittelalters. Diese Pseudathanasiana wurden von den Zeitgenossen als »echte« autoritative Texte rezipiert und haben sowohl das Bild des Athanasius als auch den Gang der Kirchengeschichte mitbestimmt.
Das vorgeschlagene Projekt erstellt die erste systematische Gesamtedition und -kommentierung des pseudepigraphen Korpus einer bedeutenden spätantiken Persönlichkeit, die bei der Rezeption der antiken christlichen Tradition während des Mittelalters und der frühen Neuzeit in der byzantinischen, lateinischen und christlich-orientalischen Kultur eine herausragende Rolle gespielt hat. Eine für viele Texte erste modernen Ansprüchen genügende kritische Edition lässt neue Erkenntnisse über die Geschichte des Christentums in seinen kulturellen Kontexten, vor allem eine Neubewertung des für Spätantike und Mittelalter wichtigen Phänomens der Pseudepigraphie erwarten. Die systematische Erschließung des pseudathanasianischen Korpus ermöglicht darüber hinaus eine umfassende Evaluierung der Rezeptions- und Wirkungsgeschichte von Person und Werk des Athanasius von Alexandrien. Die große Anzahl der überlieferten Pseudathanasiana erlaubt schließlich durch die editorische Arbeit valide Erkenntnisse über die Inkulturation des spätantiken Christentums in Orient und Okzident und die je spezifische Rezeption der christlichen Überlieferung bei diesen Prozessen.
Stand und Desiderate der Forschung
Auseinandersetzungen über Echt- und Unechtheit vieler unter dem Namen des Athanasius von Alexandrien überlieferten Schriften gehen zwar schon bis in die Spätantike zurück, als die Autorität des Athanasius von ganz verschiedenen unter Häresieverdacht stehenden Gruppierungen in Anspruch genommen wurde, dennoch wurden die Texte bis in die frühe Neuzeit hinein grundsätzlich uneingeschränkt als athanasianisch überliefert und wertgeschätzt. Die philologischen Bemühungen seit der Zeit der Humanisten führten zu einer ersten kritischen Sichtung des athanasianischen Œuvres, aber erst im 17. Jh. wurde zum Beispiel der bekannte original lateinische Bekenntnistext des Athanasianums als Pseudathanasianum erkannt.
Den bis heute wirksamen forschungsgeschichtlichen Einschnitt bildet die nach wie vor vollständigste Edition der Schriften des Athanasius, die durch die Mauriner Bernard de Montfaucon und Jacques Lopin auf Basis älterer Editionen erstellt worden ist:1 Beide unterzogen alle unter dem Namen des Athanasius überlieferten Schriften einer Echtheitskritik, die zur Ausscheidung der als unecht angesehenen Schriften führte. Diese wurden dann in einem eigenen Band als Anhang zu den echten Schriften veröffentlicht. Der Wiederabdruck der Mauriner Ausgabe in der weit verbreiteten Reihe der von Jean-Paul Migne im 19. Jh. herausgegebenen »Patrologia Graeca«2 zementierte die Abtrennung der pseudathanasianischen Schriften. Dies führte in der Folgezeit dazu, dass die Forschung sich fast ausschließlich auf die echten Werke des Athanasius konzentrierte.
Einen ersten Neuansatz stellten die Untersuchungen Alfred Stülckens dar.3 Als dann zu Beginn des 20. Jh. entdeckt wurde, dass unter dem Namen und der Autorität des Athanasius Schriften des Markell von Ankyra und des Apolinaris von Laodicea überliefert wurden, die beide dem Vorwurf der Häresie ausgesetzt waren, führte dies zu einer selektiven, in erster Linie dogmengeschichtlich interessierten Beschäftigung mit einigen Pseudathanasiana. Allerdings wurden dabei sonst verlorene Werke des Markell und des Apolinaris wiedergewonnen, ohne dass ein neues Interesse an den Pseudathanasiana selbst entstanden wäre.4 Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist dann aber vor allem durch die Edition der Athanasius Werke von Hans-Georg Opitz und durch seine Untersuchungen zur Überlieferung der Werke des Athanasius5 geprägt, wodurch auch die in den von Opitz besonders betrachteten Sammlungen überlieferten Pseudathanasiana von neuem in den Blick gerieten und nun eine Reihe weiterer Untersuchungen hervorriefen.6
Einige wenige Pseudathanasiana wurden bereits ediert, manche davon auch nur vorläufig.7 Allerdings müssen diese Editionen (inklusive der Editionen der heute Markell oder Apolinaris zugeschriebenen Schriften) hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit jeweils noch überprüft werden. Erste Sondierungen haben ergeben, dass nicht grundsätzlich davon auszugehen ist, dass sie den Anforderungen einer modernen kritischen Edition entsprechen. So hat zum Beispiel V. Bulhart in seiner Edition von »De trinitate«8 weder das gesamte Handschriftenmaterial gesichtet noch eine nachvollziehbare Gewichtung der verwendeten Handschriften vorgenommen, so dass jede Beschäftigung mit dem Text auf unsicherem Boden steht.9
Punktuelles Interesse haben daneben einzelne weitere pseudathanasianische Schriften mit anderer thematischer Ausrichtung gefunden, zum Beispiel aus dem monastischen Bereich. Demgegenüber haben die Schriften zur Bibelauslegung bisher insgesamt wenig Beachtung gefunden; hier ist außerdem wegen der teilweisen Überlieferung in Katenen und wegen des Fehlens sicheren Vergleichsmaterials die Trennung in »echte« und »unechte« Schriften des Athanasius besonders schwierig.
Die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte schließlich ist bisher fast völlig unbearbeitet, ist aber unentbehrlich, da nur so das Phänomen der Pseudathanasiana vollständig verstanden werden kann.
Die mit Aufkommen der historisch-kritischen Methode allmählich ausgreifende Echtheitskritik hat seit etwa 200 Jahren zu oft lebhaften Auseinandersetzungen mit dem Phänomen falscher Verfasserangaben (»Pseudepigraphie«) in der christlichen Literatur geführt. Ähnlich wie auf Seiten der Klassischen Philologie dominiert bis heute die Tendenz, als unecht erkannte Schriften aus dem Œuvre des jeweils bekannten Autors auszuschließen und sich auf dessen echte Werke zu konzentrieren. Ein Großteil des pseudepigraphen Schrifttums ist daher bis heute allein aufgrund einer unzutreffenden Verfasserangabe wenig untersucht.
Eine eingehende und vor allem systematische Untersuchung haben bisher nur die pseudepigraphen Schriften des Neuen Testaments und teilweise die frühjüdische schriftliche Überlieferung (aufgrund ihres kanonischen Status) erfahren, wobei nicht einmal hier von einer Lösung der Problemlage gesprochen werden könnte. Bezeichnend ist das Urteil der hierfür einschlägigen Forschungsgeschichte von Martina Janßen:
»Der Gang durch die Forschungsgeschichte hat gezeigt, dass eine wirkliche Problemlösung noch aussteht. Eine Entwicklung ist nicht auszumachen, obwohl zu einzelnen Zeiten bestimmte Fragerichtungen präferiert wurden. … Die Versuchung war stets groß, mit vermeintlich einfachen Lösungen einen Generalschlüssel für das Problem der falschen Verfasserangaben anzubieten. Weit ausgreifende Materialsammlungen erliegen dem Reiz der ›Parallelomanie‹ oder verlieren sich in weitausufernden Analogien, ohne historische Linien nachzuzeichnen und genetische Zusammenhänge zu erhellen. Viele Hypothesen ermangeln zudem einer eingehenden Überprüfung an den Quellen. Die meisten Forschungsbeiträge lassen oft eine eingehende Textarbeit und die Eruierung der inneren Gründe vermissen. Oft stellen Aufsätze ein Konglomerat von unverbundenen Gemeinplätzen zum Thema dar und schöpfen aus einem Fundus gängiger Belegstellen, die nicht selten assoziativ und in unhistorischer Weise zum Einsatz kommen.«10
Im Anschluss an diese Problemanzeige gibt Frau Janßen verschiedene Hinweise auf zukünftige Aufgaben der Pseudepigraphieforschung, bietet aber kein eigenes Lösungsmodell an, das über den bisherigen Stand der Dinge hinausgeht. Das gilt letztlich auch für den umfangreichen Band,11 der bei aller Bemühung um breitere Kontexte letztlich auf pseudepigraphe Briefe im Neuen Testament fokussiert und die Vielfalt der Forschungsmeinungen dokumentiert.12
Janßens (zu Recht) kritisches Urteil schließt die grundlegenden Arbeiten von Wolfgang Speyer und Norbert Brox mit ein, die gerade auch auf der Ebene der Nachschlagewerke die Beurteilung des Themas in den vergangenen Jahrzehnten dominiert haben.13
Als Kennzeichen und zugleich zentraler Kritikpunkt nahezu aller Arbeiten, die das Thema »Pseudepigraphie« systematisch behandeln, ist zu benennen, dass sie kaum eigene Erforschung von pseudepigraphen Texten betrieben, sondern sich meist auf antike Aussagen über Pseudepigraphie und auf Ergebnisse vorangegangener Untersuchungen einzelner Pseudepigrapha beschränkt haben. Man versuchte, ein gemeinantikes oder spezifisch christliches Urteil über Pseudepigraphie zu rekonstruieren, wobei teilweise auf dünner Belegbasis gearbeitet wurde. Eine große Rolle spielte dabei unter anderem die (Religions-)Psychologie, mit deren Hilfe man der Motivation der Verfasser pseudepigrapher Texte auf die Spur kommen wollte. Es gab daher in den vergangenen Jahrzehnten durchaus Forschung und auch (oft auf das NT oder das frühjüdische Schrifttum zentrierte) Theoriebildung, aber ohne die relevante Textbasis systematisch zu erweitern.14
Durch die Konzentration auf kanonische Pseudepigrapha, die stets unter dem Namen des Paulus, Petrus etc. überliefert wurden, ist auch die differenzierte Betrachtung von Spielarten der Pseudepigraphie auf der Ebene der handschriftlichen Überlieferung (sekundäre und partielle Pseudepigraphie) bisher weitgehend ausgeblieben. Wolfgang Speyer betrachtet in seiner wirkmächtigen Monographie zwar die gesamte Antike, widmet diesem Aspekt aber gerade einmal sieben Seiten.15
Stattdessen waren die Forschungsarbeiten auf den Teilaspekt der Fälschung (bzw. der mit ihr verbundenen absichtsvollen Täuschung) fokussiert: Dies dokumentiert nicht nur der Titel der Monographie von Speyer, sondern auch die inhaltliche Ausrichtung der Arbeiten von Norbert Brox und in jüngerer Vergangenheit die kanontheologisch pointierten Arbeiten von Armin Daniel Baum.
Gerade im Hinblick auf kanonische Texte war mit der Frage nach dem Wesen der Pseudepigraphie nahezu stets die Frage nach der ethisch-moralischen Bewertung und ggf. (kanon-)theologischen Konsequenzen verbunden. Dies hat, wie die Aufarbeitung der Forschungsliteratur durch Martina Janßen zeigt, oft zu apologetisch motivierten Konzepten geführt, die entweder Sonderbedingungen für eine bestimmte Frühphase des Christentums behaupteten (»Paulusschule«, »Zeitalter echter Pseudepigraphie« etc.) oder das Phänomen der Pseudepigraphie durch die Annahme grundsätzlicher »Durchschaubarkeit« für letztlich irrelevant erklärten. Andere dagegen betonten die Täuschungsabsicht pseudepigrapher Texte und stellten u. U. auch den normativen Charakter dieser Texte für unsere Gegenwart in Frage.
Grundlegend für diesen Themenkomplex war dabei immer wieder die Frage nach der Existenz und Relevanz eines Konzeptes von »geistigem Eigentum« in der Antike bzw. in einzelnen antiken Kulturen (wobei dem Judentum oft ein Sonderstatus zuerkannt wurde). Wurde sie im Gefolge von Speyer meist bejaht, so erschienen die skizzierten Probleme als nahezu unausweichliche Folge.
Hingegen ist gerade die spätantike Pseudepigraphie noch nicht eigens als Prozess literarischer Rezeption in den Blick gekommen. Dies hat neben dem bisherigen einseitig fokussierten Interesse und der daraus resultierenden schlechten Editionslage seinen Grund offenbar in der Nichtberücksichtigung der produktiven, letztlich traditionsbildenden Wirkung von Pseudepigraphie. Gerade die differenzierte Sicht auf die Rezeption eines durch vorgegebene Erwartungshaltungen und Konnotationen wirkmächtigen Namens als allgemeinstem Ursprung von Pseudepigraphie könnte einen Neueinsatz der zur Zeit festgefahrenen Forschung bewirken.
Stand der Arbeiten
Das Projekt »Kritische Edition, Übersetzung und Kommentierung der auf Griechisch, Latein, Syrisch, Armenisch, Koptisch und Georgisch unter dem Namen des Athanasius von Alexandrien († 373) pseudepigraphisch überlieferten Schriften«, in dem sämtliche Pseudathanasiana ediert werden sollten, konnte wegen gescheiterter Förderanträge leider nicht im geplanten Umfang angegangen werden. Statt dessen sollen nun, wo immer möglich, einzelne Texte ediert werden.
Aktuell in Bearbeitung befindet sich eine erste Lieferung mit den »Expositiones in Psalmos«, die im Rahmen des FWF-Projektes »Digitale kritische Edition von den Expositiones in Psalmos des (Ps) Athanasius von Alexandrien« an der Universität Wien erstellt wird.
Fußnoten:
Montfaucon und Lopin, /Τοῦ ἐν ἁγίοις Πατρὸς ἡμῶν Ἀθανασίου Ἀρχιεπ. Ἀλεξανδρείας τὰ εὑρισκόμενα πάντα. Sancti Patris nostri Athanasii Archiep. Alexandrini Opera omnia quae exstant vel quae ejus nomine circumferuntur, Ad mss. codices Gallicanos, Vaticanos, &c. necnon ad Commelinianas lectiones castigata, multis aucta/.
Jean-Paul Migne, Patrologiae cursus completus. Patrologia Graeca (Paris, 1857–1866).
Stülcken, Athanasiana.
Zu nennen wären hier vor allem Hans Lietzmann, Apollinaris von Laodicea und seine Schule (Tübingen, 1904); Anton Stegmann, Die pseudoathanasianische »IVte Rede gegen die Arianer« als κατὰ Ἀρειανῶν λόγος ein Apollinarisgut (Tübingen, 1917) und Eduard Schwartz, Der s. g. Sermo maior de fide des Athanasius (Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-philologische und historische Klasse Jahrgang 1924, 6. Abhandlung; München, 1925).
Hans-Georg Opitz, Untersuchungen zur Überlieferung der Schriften des Athanasius (AKG 23; Berlin/Leipzig, 1935); Hans-Georg Opitz, Hg., Athanasius Werke. Band II: Die Apologien. Lfg. 1–7 (Berlin/Leipzig, 1935).
Felix Scheidweiler, „Wer ist der Verfasser des sog. Sermo maior de fide?“, Byzantinische Zeitschrift 47 (1954): (333–57); Henric Nordberg, Athanasiana. Part I: The Texts (Societas Scientarum Fennica. Commentationes Humanarum Litterarum; Helsinki, 1962); Martin Tetz, „Zur Theologie des Markell von Ankyra I“, Zeitschrift für Kirchengeschichte 75 (1964): (217270); Martin Tetz, „Zur Theologie des Markell von Ankyra II“, Zeitschrift für Kirchengeschichte 79 (1968): (3–43); Christoph Bizer, „Die armenische Version und der griechisch-lateinische Text des pseudo-athanasianischen Dialogus de s. Trinitate IV“, Oriens Christianus 53 (1969): (202–11); Christoph Bizer, „Studien zu pseudathanasianischen Dialogen. Der Orthodoxos und Aëtios“ ((phdthesis), 1970); Martin Tetz, „Zur Theologie des Markell von Ankyra III“, Zeitschrift für Kirchengeschichte 83 (1972): (145–94); Martin Tetz, „Markellianer und Athanasios von Alexandrien“, /Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche/ 64 (1973): (75121); Alasdair Heron, „The two Pseudo-Athanasian Dialogues against the Anomoeans“, Journal of Theological Studies 24 (1973): (101–22); Alasdair Heron, „The Pseudo-Athanasian Works De Trinitate et spiritu sancto and De Incarnatione et contra Arianos: A Comparison“, in /Aksum Thyateira. A Festschrift for Archbishop Methodios of Thyateira and Great Britain/ (hg. von George D. Dragas; Athen, 1985), (281–98); Reinhard M. Hübner, „Ps-Athanasius, »Contra Sabellianos«: Eine Schrift des Basilius von Caesarea oder des Apolinarius von Laodicea?“, Vigiliae Christianae 41 (1987): (386–95); Reinhard M. Hübner, /Die Schrift des Apolinarius von Laodicea gegen Photin (Pseudo-Athanasius, contra Sabellianos) und Basilius von Caesarea/ (Patristische Texte und Studien 30; Berlin/New York, 1989); Markus Vinzent, /Pseudo-Athanasius, contra Arianos IV. Eine Schrift gegen Asterius von Kappadokien, Eusebius von Cäsarea, Markell von Ankyra und Photin von Sirmium/ (Vigiliae Christianae / Supplements 36; Leiden [u.a.], 1996); Alessandro Capone, Pseudo-Atanasio. Dialoghi IV e V sulla santa Trinita (CSCO 634; Leuven, 2011).
Vgl. die in der vorangehenden Anmerkung genannten Aufsätze von Martin Tetz.
Vinzenz Bulhart, Hg., Eusebii Vercellensis episcopi quae supersunt (CChr.SL IX; Turnholti, 1957).
Dies betrifft besonders die Langfassung der »Bücher« I–VIII, wie ein Vergleich der angegebenen Handschriften in Bulharts Praefatio (CChr.SL IX,XXXI–XXXIII) mit den in Contis Praefatio zur in der gleichen Sammlung überlieferten Epistula Potamii ad Athanasium ( Marco Conti, Hg., Potamii episcopi Olisponensis opera omnia (CChr.SL LXIX A; Turnhout, 1999), 79–90) zeigt. Für die libri De trinitate X, XI und XII liegt eine Edition von Simonetti ( Manlio Simonetti, /Pseudoathanasii de trinitate ll. X–XII. Expositio fidei catholicae, Professio arriana et confessio catholica, De Trinitate et de Spiritu Sancto/ (Bononiae, 1956)) vor, der die Überlieferung vollständiger als Bulhart erfasste, allerdings von diesem wegen einiger Leserfehler kritisiert wurde (vgl. CChr.SL IX, 163).
Martina Janßen, Unter falschem Namen. Eine kritische Forschungsbilanz frühchristlicher Pseudepigraphie (Arbeiten zur Religion und Geschichte des Urchristentums 14; Frankfurt am Main u.a., 2003), 251 f.
Jörg Frey u. a., Hgg., Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246; Tübingen, 2009).
Weitere neuere Titel der Pseudepigraphieforschung sind: Armin Daniel Baum, „Literarische Echtheit als Kanonkriterium in der alten Kirche“, ZNW 88 (1997): (97–110); Armin Daniel Baum, /Pseudepigraphie und literarische Fälschung im frühen Christentum. Mit ausgewählten Quellentexten samt deutscher Übersetzung/ (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 138; Tübingen, 2001); Janßen, Unter falschem Namen.
Wolfgang Speyer, „Religiöse Pseudepigraphie und literarische Fälschung im Altertum“, Jahrbuch für Antike und Christentum 8/9 (1965/66): (88–125); Wolfgang Speyer, „Fälschung, literarische“, RAC 7 (1969): (236–77); Wolfgang Speyer, Bücherfunde in der Glaubenswerbung der Antike. Mit einem Ausblick auf Mittelalter und Neuzeit (Hypomnemata 24; Göttingen, 1970); Wolfgang Speyer, /Die literarische Fälschung im heidnischen und christlichen Altertum. Ein Versuch ihrer Deutung/ (Handbuch der Altertumswissenschaft 1,2; München, 1971); Wolfgang Speyer, „Fälschung I“, LThK3 3 (1995): (1164); Wolfgang Speyer, „Pseudepigraphie I, Terminologisch“, LThK3 8 (1999): (706 f.); Wolfgang Speyer und Martin Heimgartner, „Pseudepigraphie“, Der neue Pauly 13 (1999): (509–12); Norbert Brox, „Zu den persönlichen Notizen der Pastoralbriefe“, Biblische Zeitschrift NF 13 (1969): (76–94); Norbert Brox, „Zur Berufung auf die »Väter des Glaubens«“, in Heuresis. Festschrift für Andreas Rohracher, 25 Jahre Erzbischof von Salzburg (hg. von Thomas Michels; Salzburg, 1969), (42–67); Norbert Brox, „Zum Problemstand in der Erforschung der altchristlichen Pseudepigraphie“, Kairos 15 (1973): (10–23); Norbert Brox, „Zur pseudepigraphischen Rahmung des ersten Petrusbriefes“, Biblische Zeitschrift NF 19 (1975): (78–96); Norbert Brox, Falsche Verfasserangaben. Zur Erklärung der frühchristlichen Pseudepigraphie (Stuttgarter Bibelstudien 79; Stuttgart, 1975); Norbert Brox, Hg., Pseudepigraphie in der heidnischen und jüdisch-christlichen Antike (Wege der Forschung 484; Darmstadt, 1977); Norbert Brox, „Methodenfragen der Pseudepigraphieforschung“, Theologische Revue 75 (1979): (275–78); Norbert Brox, „Pseudepigraphie“, Lexikon der antiken christlichen Literatur³ (2002): (603). Die vor allem von Speyer und Brox dominierte Forschungsdiskussion wurde dabei durch Arbeiten wie Josef Aloisius Sint, Pseudonymität im Altertum. Ihre Formen und ihre Gründe (Commentationes Aenipontanae 15; Innsbruck, 1960), und Kurt Aland, „Das Problem der Anonymität und Pseudonymität in der christlichen Literatur der ersten beiden Jahrhunderte“, in Studien zur Überlieferung des Neuen Testaments und seines Textes (hg. von Kurt Aland; Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung 2; Berlin, 1967), (24–34), begleitet.
Beispiele aus der jüngsten, an konkreten Texten orientierten Pseudepigraphieforschung sind Javier Martínez García, /Mundus vult decipi. Estudios interdisciplinares sobre falsificación textual y literaria/ (Madrid, 2012) und Charles M. Stang, „Apophasis and pseudonymity in Dionysius the Areopagite. 'No longer I'“ (Oxford, 2012), (41–80). Hier ist durchaus ein Blick in die Weite antiker Texte feststellbar und gerade der von Javier herausgegebene Aufsatzband bietet beachtenswerte Einzelstudien, die auch ggf. die Textbasis für die Forschung erweitern. Zugleich ist jedoch der Potpourricharakter der Aufsatzsammlung nicht zu verkennen. Eine systematische textorientierte Erforschung des Phänomens wird so gerade nicht ermöglicht, da der Vergleichspunkt für die Verknüpfung der Einzelstudien unklar bleibt.
Speyer, Die literarische Fälschung im heidnischen und christlichen Altertum. Ein Versuch ihrer Deutung, 37–44.